- Einkommensverteilung: Grundlagen
- Einkommensverteilung: GrundlagenDie Einkommensverteilung eines Landes gibt an, wie sich das im Produktionsprozess erwirtschaftete Volkseinkommen (Sozialprodukt) auf die Eigentümer der Produktionsfaktoren Arbeit, Boden und Kapital oder auf bestimmte Personengruppen aufteilt. Die Verteilungstheorie unterscheidet dabei zunächst zwischen der primären und der personalen Einkommensverteilung. Die primäre Einkommensverteilung spiegelt wider, in welchem Ausmaß die Eigentümer der verschiedenen Produktionsfaktoren daraus Einkommen in Form von Lohn (Arbeit), Pacht (Boden) oder Zins (Kapital) erzielen konnten. Von besonderem Interesse ist dabei der Anteil, den die Beschäftigten am Volkseinkommen (Lohnquote) haben im Vergleich zum Anteil der Einkommen aus Unternehmertätigkeit und Vermögen (meist, aber nicht korrekt als Gewinnquote bezeichnet). Die Unterscheidung zwischen Löhnen und Gewinnen weist jedoch Ungenauigkeiten auf, weil z. B. unberücksichtigt bleibt, dass auch Lohnbezieher Vermögenseinkünfte (z. B. aus ihrer Geldanlage) erzielen können. Auf der anderen Seite werden Topmanager mit ihren Gehältern bei den Arbeitseinkommen erfasst, weil sie als abhängig beschäftigt gelten. Deswegen wird bei der personalen Einkommensverteilung nicht nach der ökonomischen Herkunft des Einkommens gefragt, sondern danach, welche Personengruppen (oder Haushalte) wie viel verdienen. Als ein Instrument, um diesen Zusammenhang zu verdeutlichen, wird in der Verteilungstheorie die Lorenzkurve verwendet. Zu berücksichtigen ist außerdem, dass den Unternehmen ein Unternehmergewinn zufließt, wenn das neu erwirtschaftete Volkseinkommen größer ist als die Summe aus der Entlohnung der Produktionsfaktoren.Die UmverteilungVon vorrangiger Bedeutung für die Wirtschaftssubjekte ist allerdings die sekundäre Einkommensverteilung, die berücksichtigt, dass die Bruttoeinkommen sich vom verfügbaren Einkommen unterscheiden, weil sie durch Maßnahmen der Umverteilung (Redistribution) verändert werden. Welche Umverteilungsprozesse wirksam werden, ist vor allem von der Finanzpolitik und der Sozialpolitik abhängig, da durch Steuern und Sozialabgaben Abzüge vom Primäreinkommen erfolgen, oder durch den Staat an bestimmte Personengruppen auch Zahlungen geleistet werden können. Diesen auch als Transfers bezeichneten Leistungen stehen keine ökonomischen Gegenleistungen gegenüber, weil sie sozialpolitisch begründet sind und z. B. in Form von Sparförderung einkommensschwachen Haushalten oder in Form von Sozialhilfe unterstützungsbedürftigen Haushalten zufließen.Lohnquote und GewinnquoteDie Verteilungstheorie beschränkt sich darauf zu erklären, wie eine bestimmte Aufteilung zustande kommt. Normative Bewertungen, d. h., ob eine bestimmte Verteilung als gut oder schlecht, gerecht oder ungerecht anzusehen ist, werden von der Verteilungstheorie nicht vorgenommen. Dies ist Thema der Verteilungspolitik und wird von verschiedenen Interessengruppen (vor allem Gewerkschaften und Unternehmerverbände) und Parteien wahrgenommen. In der öffentlichen Diskussion spielen die Lohn- und Gewinnquote eine wichtige Rolle, allerdings sind einige methodische Schwierigkeiten zu berücksichtigen. Es muss zwischen der unbereinigten Lohnquote und der bereinigten Lohnquote unterschieden werden. Die bereinigte Lohnquote berücksichtigt, dass der Anteil der abhängig Beschäftigten an den Erwerbstätigen zugenommen und die Zahl der Selbstständigen abgenommen hat. Die bereinigte Lohnquote erfasst also den Anteil der Einkommen aus unselbstständiger Arbeit am Volkseinkommen, wie er sich bei konstanter Beschäftigtenstruktur ergeben hätte.VerteilungstheorieDie Grenzproduktivitätstheorie ist der Kern der neoklassischen Verteilungstheorie (angebotsorientierter Ansatz). Unter der Annahme einer ideal funktionierenden Marktwirtschaft wird ein Unternehmen so lange zusätzliche Arbeitskräfte einsetzen, bis die zuletzt eingekaufte Arbeitsstunde gerade noch die Herstellkosten deckt. So besteht eine Tendenz zur Angleichung von Lohnsatz und Grenzprodukt. Die keynesianische Verteilungstheorie (nachfrageorientierter Ansatz) knüpft daran an, dass die neoklassischen Annahmen (vollkommene Konkurrenz, Veränderlichkeit aller Preise, Vollbeschäftigung aller Produktionsfaktoren) in der Regel nicht erfüllt sind, und kommt zu folgendem Ergebnis: Die Unternehmer können ihren Gewinnanteil am Volkseinkommen durch höhere Investitionsausgaben und die Arbeitnehmer insgesamt durch eine höhere Sparquote vergrößern. Die Machttheorien wie u. a. die Monopolgradtheorie oder der Marxismus nehmen an, dass die Unternehmer die Macht haben, einen Gewinnaufschlag auf die variablen Kosten durchzusetzen bzw. sich den Mehrwert der Arbeit anzueignen, um so die Gewinnquote zu erhöhen. Weitere Ansätze zur Erklärung der ungleichen Einkommensverteilung gehen davon aus, dass diese auf unterschiedlich hohe Investitionen in die Schul- und Berufsausbildung zurückgehen oder mit der höheren Risikopräferenz von Selbstständigen zusammenhängen.
Universal-Lexikon. 2012.